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Lacrosse

„Schmetterlingsjagd oder das schnellste Spiel auf zwei Beinen….“

Viele Leute, die zum ersten Mal Lacrosse sehen denken, die Spieler würden Schmetterlinge fangen. Weit gefehlt, denn bei Lacrosse handelt es sich um eine der ältesten und traditionsreichsten Sportarten der Welt. Die Amerikaner behaupten sogar es wäre das schnellste Spiel auf zwei Beinen, the fastest game on two feet.

Lacrosse stammt ursprünglich vom nordamerikanischen Kontinent, wo es zunächst von den Ureinwohnern zur Vorbereitung auf einen bevorstehenden Krieg, aber auch um einen solchen „spielerisch“ auszutragen, praktiziert wurde. Die Matches konnten dabei durchaus über mehrere Tage und verschiedene Täler gespielt wurde und endeten nicht selten blutig.
Nicht umsonst hieß der Sport ursprünglich Baggataway , was soviel bedeutet wie kleiner Bruder des Krieges. Lacrosse breitete sich im Laufe der Jahre zunächst in Nordamerika weiter aus, mit Schwerpunkten in Kanada und den Neu England Staaten im Nordosten der USA. Im Anschluss trat die Sportart dann seinen Siegszug über die restlichen Kontinente an.

Bei den Herren erscheint Lacrosse den Laien wie Eishockey auf einem Fußballfeld mit komischen Schlägern. Die Ähnlichkeit ist auch nicht verwunderlich, da Eishockey sich aus Lacrosse entwickelte. Die sticks (Schläger) der Herren bestehen aus einem Metallschaft und einem Plastikkopf (head) in dem aus Leder- oder Nylon ein Netz gespannt ist, die sog. pocket in der man den Ball aus Hartgummi in der Größe eines Tennisballes führt und durchaus Pässe über 50m werfen kann, so dass Fast Breaks extrem schnell ablaufen. Die Schläger sind ca. 1m lang, außer in der Verteidigung wo man einen längeren Schaft für mehr Check-Reichweite benutzt. Der Torwartbenötigt darüber hinaus einen größeren head für mehr Fläche für seine Paraden. Mit dem Ball im Schläger kann ein Spieler soweit laufen wie er mag, es gibt also keine Schrittbegrenzung. Gespielt wird in Vierteln von je 20 Minuten Länge, 10 gegen 10. Neben dem Torwart spielen je 3 Angreifer, Verteidiger und Mittelfeldspieler. Eingeschränkt ist das Spiel durch die Mittellinie, über welche die Verteidiger und Angreifer nicht hinweg dürfen, da diese sonst off-side (Abseits) stehen. Die Mittelfeldspieler haben also die konditionelle Freude, das ganze Feld abdecken zu müssen, weshalb fliegend gewechselt werden darf.

Den Anstoß – den sog. face-off – spielen nur die Mittelfeldspieler im mittleren Drittel des Spielfelds aus, während die Angreifer u. Verteidiger bis zum Ballbesitz eines Spielers hinter der Drittellinie oder „restraining line“ warten müssen.

Das Spiel ist aber nicht nur sehr schnell, sondern auch körperbetont, da es erlaubt ist von vorne und der Seite body checks, sowie stick checks (Schlagen auf des Gegners Schläger, wobei die Hände und Unterarme zu dem Schläger zählen) gegen den ballführenden Spieler einzusetzen um an den Ball zu kommen. Deshalb sind die Herren verpflichtet eine Schutzausrüstung zu tragen welche aus Helm, Handschuhen und Armschützern, sowie optional Schulterpolstern und Nierenschutz besteht. Der Tiefschutz darf natürlich auch nicht fehlen.

Regelwidriges attackieren eines Spielers und technische Fouls werden mit Strafzeiten zwischen 30 Sekunden und 3 Minuten bestraft. Auch ein Spielverweis ist möglich.

Die Damen spielen im Gegensatz zu den Herren eine körperkontaktlose Variante des Lacrosse-Spiels. Genau wie bei den Herren wird der Ball nicht nur mit dem Schläger geworfen, gefangen, getragen und vom Boden aufgenommen, sondern es darf mit dem Ball auch beliebig weit gelaufen werden. Der Ball darf jedoch nicht zum Vorteil der eigenen Mannschaft mit dem Körper berührt werden Bei den Damen wird häufig noch mit einem traditionellen Holzschläger gespielt, die “Netze” sind stets aus Leder, damit der Schläger relativ flach gespannt werden kann. Allerdings setzt sich auch hier langsam der Stick mit Metall-Schaft und Kunststoff-Kopf durch.

Auf den Schläger der balltragenden Spielerin darf mit dem eigenen Schläger gecheckt werden, jedoch nur mit einer kurzen, nicht durchgezogenen Bewegung vom Kopf weg.

Aus Sicherheitsgründe sollte stets ein Mundschutz getragen werden, bei Turnierspielen ist er sogar Pflicht. Bei den Damen wird zwischen Minor und Major Fouls unterschieden. Nach einem Minor Foul bekommt die gefoulte Spielerin den Ball, und die Verteidigerin muss 4 m in die Richtung zurück gehen, aus der sie vor dem Foul kam. Nach dem Pfiff geht es dann normal weiter. Nach einem Major Foul muss die Verteidigerin 4 m hinter die gefoulte Spielerin, bevor es weitergeht. Um ein “sicheres” Schießen aufs gegnerische Tor zu garantieren, ist 11m vor dem Tor ein Halbkreis gezogen. Eine Verteidigerin darf sich nur dann länger als 3 Sekunden in dem Halbkreis aufhalten, wenn sie jemanden deckt. Umgekehrt darf eine Angreiferin nur dann auf das Tor schießen, wenn keine Verteidigerin in der Schussbahn steht. Die Torfrau ist davon natürlich ausgenommen, sie ist durch Helm, Hals- und Brustschutz sowie Handschuhe ausreichend geschützt..
Eine Mannschaft besteht aus 12 Spielerinnen, gespielt werden zwei Hälften à 30 Minuten. Wegen der geringen Spielerinnen-Anzahl in Deutschland wird national oft nur mit 10 Spielerinnen gespielt.

In Deutschland fasste Lacrosse erst 1993 Fuß als in Berlin der erste Verein und der Deutsche Verband ( DLaxV) gegründet wurden. In den nächsten Jahren gründeten sich u.a. in München, Bonn, Düsseldorf und Kiel weitere Teams. Bedingt durch die Anzahl weniger Teams wurden damals mehrere Turniere im Jahr ausgespielt. Für die Platzierungen gab es unterschiedliche Punkte und am Ende der Saison spielten die punktbesten Mannschaften unter sich in einem Endrundenturnier die Deutsche Meisterschaft aus. 1. Deutscher Meister war übrigens der LC München. Ende der Neunziger begann Lacrosse zu boomen und zahlreiche weitere Vereine wurden gegründet. So kam es, dass sich bei den Herren die Westdeutsche Lacrosse Liga (WDLL) als 1. Liga bildete. Mittlerweile gibt es bei den Herren neben der WDLL noch 3 weitere Ligen (ODLL, SDLL und NDLL) und der Spielbetrieb wird, bis auf einige „Fun-Turniere“, ausschließlich in den Ligen ausgetragen. Am Ende der Saison qualifizieren sich die beiden besten jeder Liga, um an einem Qualifikationsturnier für die Deutsche Meisterschaft teilzunehmen. Dort werden dann die vier besten Mannschaften ermittelt, welche bei dem Endrundenturnier der Deutschen Meisterschaft schließlich die Plätze untereinander ausspielen.

Bei den Damen gibt es bisher zwei Ligen, die Südwestdeutsche Lacrosse Liga (SWDLL) und die Norddeutsche Lacrosse Liga (NDLL). Der Modus ist hier ähnlich wie bei den Herren.
International trat Deutschland zum ersten Mal 1994 beim World Cup in Manchester an. Es folgten weitere Teilnahmen bei Welt- und Europameisterschaften. 2003 wurde auch eine U21 Nationalmannschaft ins Leben gerufen, die Deutschland bei der U19 WM in Baltimore vertrat.2004 errang das deutsche Team den 2. Platz bei der Europameisterschaft in Prag.
Durch die rasante Entwicklung der letzten Jahre ist davon auszugehen, dass sich Deutschland in den nächsten Jahren weiter hervorragend international präsentieren wird.

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